Pro Pieschen e.V. – Der Stadtteil Dresden-Pieschen

Der Stadtteil Dresden-Pieschen

1292 wurde Pieschen erstmals als Peschen erwähnt. Der auf das sorbische pescina zurückgehende Name bedeutet soviel wie „Sandgegend“. Seine Bewohner lebten vor allem von Fischfang, Landwirtschaft sowie Obst- und Weinbau.

Die fünf Grundherrschaften im Dorf waren bis in das 19. Jahrhundert das Amt Dresden, das Domkapitel (Prokuraturamt) Meißen, die Religionsämter Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt und das Brückenamt.

Auf großen Teilen der Pieschener Flur, die ursprünglich von der Elbe bis zur Döbelner Straße reichte, waren Weingärten angelegt. Der Dichter und Bibliothekar der Dresdner Hofbibliothek Karl Wilhelm Daßdorf (1750–1812) schrieb 1782 u.a. dass die hiesigen Stadtleute bei angenehmer Witterung die beiden Dörfer Neudorf und Pieschen gern besuchten. „Für Leute von niedern Stande sind die Wirthshäuser dieser beyden Dörfer, wegen der großen Wohlfeilheit des hiesigen Landweins, sehr anlockend.“

Im Jahr 1884 schied Pieschen zusammen mit Trachenberge aus der Kirchgemeinde Kaditz aus, legte im gleichen Jahr den Markusfriedhof an und ließ sich zwischen 1886 und 1888 die Kirche St. Markus errichten. Zwei Jahrzehnte später (1909/1910) erbaute die seit 1904 in Pieschen bestehende katholische Kirchgemeinde auf der Rehefelder Straße die Pfarrkirche St. Joseph.

An die Stelle des im Sommer 1805 abgebrannten ersten Pieschener Schulhauses wurde noch im gleichen Jahr und an gleicher Stelle ein neues errichtet (ehemaliger Standort Bürgerstraße Nr.76, abgebrochen in den 1970er Jahren). Als es für die steigende Schülerzahl nicht mehr genügend Platz bot, baute die Gemeinde 1861 auf dem heutigen Grundstück Bürgerstraße Nr. 68 zunächst ein größeres und ein reichliches Jahrzehnt später noch ein zweites Schulhaus. In den Folgejahren entstanden weitere Schulhäuser. So 1879 an der Osterbergstraße, 1891 an der heutigen Robert-Matzke-Straße, 1902 an Wurzener Straße und 1905 an der Leisniger Straße. Das Schulhaus an der Konkordienstraße wurde bereits 1854 erbaut, gehörte aber damals zu Stadt Neudorf. Durch Anbauten wurde es später erweitert.

Im April 1839 war auch die durch Pieschener Flur führende Ferneisenbahnstrecke Leipzig- Dresden eröffnet, 1856/59 der Pieschener Elbhafen gebaut und 1868 der Maschinenbahnhof der Eisenbahn zwischen Moritzburger Platz und Leisniger Platz angelegt worden. Bereits seit 1882 war Pieschen durch eine Straßenbahnlinie mit Dresden verbunden.

In der Folge siedelten sich zahlreiche Industriebetriebe an. So u.a. die Vereinigten Eschebach’schen Werke AG, die Nähmaschinenteile AG, Königs Malzfabrik AG, die Spiritousenfabrik Woldemar Schmidt und die Seifenfabrik T. Louis Guthmann.

Bis zum Jahr 1880 wuchs die Vorortgemeinde Pieschen zu einem bedeutenden Arbeiterwohnort mit etwa 6.000 Einwohnern heran. Zwischen Leipziger Straße und Eisenbahnlinie entstanden ganze Straßenzüge mit mehrstöckigen Mietswohnhäusern und oft mit Hinterhäusern. Später wurde diese Bebauung nördlich der Großenhainer Straße fortgesetzt. Infolge weiterer Zuzüge stieg bis 1897 die Einwohnerzahl auf etwa 16.000 Menschen an.

Weil in Pieschen überwiegend einkommensschwache Arbeiterfamilien wohnten, geriet die Kommune in eine schwierige Finanzlage, was, anders als bei den reichen Vorstädten Dresdens, den Wunsch nach einer baldigen Eingemeindung aufkommen ließ. Diese erfolgte zum 1. Juli 1897.

Noch sechs Jahre vorher hatte sich die Gemeinde Pieschen von der Architektenfirma Schilling & Graebner ein Rathaus im Stil der deutschen Renaissance errichten lassen. Die fünf Weinstöcke im Bildsiegel des Mittelbaus erinnern an den Weinbau und die fünf Grundherrschaften in diesem Gebiet.

Nach der Eingemeindung wurden weitere Wohnviertel, meist in geschlossener Bauweise, errichtet. Während noch vor dem Ersten Weltkrieg die Stadt nach Entwürfen Hans Erlweins (1872–1914) ein Asyl für obdachlose Männer in Altpieschen bauen ließ, wuchsen verstärkt ab 1925 auf der bis dahin noch unbebauten Pieschener Flur neue Wohnviertel heran, darunter auch ausgedehnte Kleinhaussiedlungen.

Am 2.November 1929 wurde das Sachsenbad eröffnet, und 1932 legte der Arbeitersportverein Pieschen an der Wurzener Straße einen Sportplatz an.
Um die Oschatzer und Bürgerstraße entwickelten sich stadtweit beliebte Einkaufszentren.

Nach der Wende war Pieschen zum zweitgrößten städtischen Sanierungsgebiet erklärt worden, denn mangelnde Werterhaltung der bestehenden Bausubstanz hatte zum schleichenden Verfall ganzer Straßenzüge geführt.

Klaus Brendler

Quelle: Ortsamtsbroschüre 2007

Sitzungen des Ortsbeirates Pieschen